Fehlstellungen Küken

"Wer nicht kann, was er will, muss wollen, was er kann"

Deutsches Sprichwort

  1. Allgemeines

  2. Perosis

  3. Nicht eingezogener Dottersack

  4. sonstige Missbildungen

1. Allgemeines 

Aufgrund einiger Nachfragen möchten wir auch dieses Thema hier aufgreifen. Fehlstellungen bei Küken können zahlreiche Gründe haben. Dazu gibt es reichlich im Internet nachzulesen. Die möglichen Gründe sind so zahlreich, dass sie im Regelfall nicht 100% ausfindig zu machen sind. Deshalb möchten wir hier vor allem auf deren Behandlung eingehen.

 

VORWEG: Tiere, die erfolgreich behandelt wurden, sollten nach Genesung in jedem Fall aus der weitergehenden Zucht ausgeschlossen werden! Auch, wenn diese einem oft mehr ans Herz wachsen als die anderen.

 

Für die "richtigen" Züchter, die sich nun fragen, warum jemand die Zeit und Energie ine ine solche Behandlung steckt, müssen ab hier nicht weiterlesen...

 

Für die, die weiterlesen: Die Behandlung ist ganz einfach und mit etwas Fummelei auch binnen 2-5 Minuten erledigt. Rein wirtschaftlich betrachtet also doch einen Versuch wert (aus moralischen Aspekten sowieso).

2. Perosis 

Perosis (Spreizbeine) ist eine der häufigsten Probleme, die bei Küken oder Jungtieren auftritt. Bei Perosis sind Sehnen/Bänder und Gelenke nicht am richtigen Platz, sondern außerhalt der Knochenführung. Dies kann in Folge einer zu heißen Brut oder durch Gendefekte (auch durch Inzucht) auftreten. Aber auch ein Unfall (unsanfter Transport, Tritt durch die Glucke, Fall aus großer Höhe) kann die Ursache für die Deplatzierung der Bänder sein. Ein erfolgreich behandeltes Küken sollte in jedem Fall von der Zucht ausgeschlossen werden! Bei häufigem Auftreten dieses Defekts sollte dringend nach der Ursache gesucht werden!

 

 

Perosis kann sich wie folgt bemerkbar machen:

 

1. Die Abspreizung des gesamten Beins zur Seite oder nach vorn. Das Küken liegt dabei platt auf dem Po. Hier ist der Oberschenkel und/oder das Fersengelenk betroffen.

 

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Diese Form tritt in der Regel direkt nach dem Schlupf auf und kann am leichtesten behandelt werden. Benötigt wird hierfür ein möglichst dünnes Gummiband, bei dem nun auf beiden SEiten eine Öse geknotet wird. Diese Öse sollte nicht zu groß sein, damit das Küken das Band nicht verliert. Es sollte aber auch nicht zu eng sein, um einen Blutstau zu vermeiden. Ein halber Centimenter passt beim Hühnerküken im Normalfall gut. Zwischen den beiden Ösen sollte das Gummiband einen hüftbreiten Abstand haben. Bei Hühnerküken sind das ca. 2cm.

 

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2. Die Abspreizung des gesamten Beins nach hinten. Dabei bildet der Fuß mit dem Kopf eine grade Linie. Das Küken liegt dabei auf dem vorderen Oberschenkel. HIer ist die Hüfte und/oder der Oberschenkel betroffen.

 

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Diese Form tritt meist direkt nach dem Schlupf auf und nur selten behandelbar. Wird die Gummiband-Methode angewendet, dann zieht das Spreizbein das gesunde Bein in der Regel mit nach hinten. Das Küken liegt dann auf dem Bauch und ist nicht lebensfähig. Durch Massagen und/oder das Halten/Fixieren des Kükens in seiner eigentlich natürlichen Haltung kann das ein oder andere Mal helfen.

 

 

 

3. Die Abspreizung des Beines ab dem Fersengelenk (nicht das Knie!) zur Seite. Das Bein steht (von oben gesehen) zur Seite ab. Das Küken belastet das Bein nicht oder kaum, kann aber in der Regel auf dem anderen hüpfen. Im nachfolgenden Bild ist zu sehen, dass das rechte Bein deutlich hervorsteht und sich nicht unter dem Körper befindet: 

 

Und im nachfolgenden Bild noch einmal auf dem Rücken liegend betrachtet. Das Bein steht hier deutlich zu Seite ab:

 

Zudem wirkt das Gelenk des geschädigten Beins oft leicht gerötet:

 

Das Gelenk ist "ausgekugelt" - die Bänder verrutscht. Das Gelenk und die Bänder springen wieder in ihre gesunde Stellung, wenn man mit den Fingern leicht auf beide Seiten drückt:

Tritt diese Form direkt nach dem Schlupf oder innerhalb von 1-2 Wochen auf, lässt sich die Fehlstellung meist gut behandeln. Schwierig wird eine Behandlung, wenn die Fehlstellung mehrere Tage nicht behoben wird oder wenn sie in einem Alter ab der 3.-4. Lebenswoche auftritt. Für die Behebung der Fehlstellung wird ein möglichst dünner Kabelbinder benötigt. Anhand der Fotos ist die Vorgehensweise leichter zu erklären:

Den Kabelbilder vorbereiten. Die Öse/der Kopf des Kabelbilders (also das, wo die Spitze des Kabelbilders durchgeschoben wird) dient als Druckpunkt zur Stabilisierung und kommt auf die Innenseite des Beins:

Der Kabelbilder wird genau auf der Höhe der Gelenkbeuge festgezogen, wobei die Spitze der Kabelbilderschlaufe Richtung des anderen Beines zeigt.

Bei dem Festzziehen müsst ihr nach eurem Gefühl und nach den Beobachtungen gehen. Der Kabelbilder darf nicht rutschen, aber auch nicht zu stark das Bein abschnüren. Ein leichtes Anschwillen des Fußes ist dabei nicht schlimm und meist notwendig, damit der Kabelbinder hält.

Das Küken kann nun wieder auf beiden Beinen stehen. Das "Problembein" wird noch immer weniger belastet, aber das Küken tritt mit den Zehenspitzen auf (siehe rechtes Bild) und das Bein ist unter dem Körper.

Nach 24 Stunden wird der Kabelbinder abgegniffen oder mit einer scharfen Schere abgeschnitten. Das Küken läuft nach wenigen Schritten wieder normal. Die Aufzucht ist nun problemlos möglich.

 

 

4. Pinguinstellung: Das Küken sackt mit dem hinteren Körperteil nach unten und "sitzt" auf dem Po. Hier ist die Hüfte betroffen:

 

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Die Form tritt meist erst im späteren Kükenalte oder im Jungtieralter auf. In der Regel betrifft es männliche Tiere zwischen der 6. und 16. Lebenswoche. Eine Behandlung ist möglich. Sie ist jedoch sehr langwierig und das Tier kann unter Umständen auch Wochen später wieder in die alte Position zurückfallen. Für die Behandlung der Fehlstellung wird eine Mullbinde benötigt. Diese wird dem Tier um die Oberschenkel gebunden, sodass es sich nicht mehr auf den Po absetzten kann, sondern nur auf das Fersengelenk. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Mullbinde fest sitzt, sodass sie nicht runter rutscht, aber auch noch locker genug, damit das Tier laufen kann (denn das sollte es können). Die Mullbinde muss sehr lange am Tier bleiben und nach und dach etwas gelocker werden. Die Behandlung stellt sich als schwierig dar und garantiert zudem keine Genesung. Wir raten deshalb zu einer Schlachung, um dem Tier die Prozedur zu ersparen.

3. Nicht eingezogener Dottersack

4. Dieser kann mit Hilfe eines in Desinfektionsmittel (Betaisadona, Lösung) getränkten Wattestäbchens vorsichtig wieder in den Bauchinnenraum geschoben werden.

 

Dies ist oft nicht ganz einfach. Ist der Dottersack im Bauchraum platziert, wird der Bauchnabel mit einem Pflaster zugeklebt (vorher den Bauch mit Toilettenpapier - saugt am stärksten - trocken tupfen). Das Pflaster am besten schon vorab wie folgt vorbereiten: 

 

Bild folgt...