Beleuchtung im Stall

"Unser Zeitalter ist stolz auf Maschinen, die denken, und misstrauisch gegen Menschen, die es versuchen"

Unbekannt

Dieses Thema sorgt immer wieder für starke Diskussionen. Auch wir haben eine eindeutige Meinung dazu. Deshalb widmen wir diesem Thema eine extra Seite.

Vorweg: ...dass wir unseren Tieren eine Verantwortung gegenüber haben und es zu unserer Aufgabe gehört, ihre Ansprüche (artgerecht bzw. rassengerecht) zu befriedigen, sollte als Grundhaltung vorausgesetzt sein. Deshalb zunächst ein Dankeschön - auch im Namen der Tiere - , dass ihr aus Interesse auf dieses Thema geklickt habt.

Pros und Kontras der Stallbeleuchtung

Kontras:

Kritisiert wird sehr oft die "Unnatürlichkeit", denn das Licht ist künstlich und verlängert - unabhängig zur Sonne - die Tageslänge. Es wird in die Natur eingegriffen.

"Wer hatte denn zu Omas Zeiten Licht im Stall?"

"Hühner werden auch ohne Licht im Stall sehr alt!"

Wer sich zuvor noch nicht mit dem Thema auseinander gesetzt hat, ist meist sehr erstaunt zu hören, dass durch (künstliches) Licht im Stall eine höhere Legeleistung erzielt wird. Beutet wir die Hühner nicht aus, wenn wir sie im Winter durchlegen lassen?! Oder anders formuliert:

"Hühner, die im Winter legen müssen, haben dann ja gar keine Pause?!"

 

Pros:

Gegen das Thema "Unnatürlichkeit" durch Beleuchtung können wir nur einwenden, dass grade keine zusätzliche Beleuchtung im Winter für die Hühner unnatürlich ist, denn

  • Hühner stammen ursprünglich aus Ostasien. Hier sind die Tage lang und die Nächste nur ca. 8-9 Stunden kurz. Alles andere ist für Hühner unnatürlich!
  • Entsprechend ist auch ihr Stoffwechsel: in 9 Stunden ist dieser einmal komplett vollzogen (Federn, Knochen,... sind mit dem versorgt, was 9 Stunden zuvor in den Schnabel wanderte). Kommt kein Nachschub an Nährstoffen, weil die Nächte länger als 9 Stunden andauern, gelangen die Tiere in eine Stresssituation. Jede Stunde, die über die 9 Stunden hinaus geht, müssen die Hühner hungern und dursten (vor allem bei Küken hat das gravierende Folgen). DAS ist nicht natürlich und alles andere als tierfreundlich. Wer von euch verbringt JEDE Nacht 14-16 Stunden im Bett OHNE zu trinken, zu essen UND aufzustehen? Versucht das mal. Wir machen uns doch genau aus diesem Grund auch selbst das Licht an. Das ist auch "unnatürlich" ;)
  • Alle wildlebenden Vogelarten legen genau dann ihre 1-20 Eier, um sich fortzupflanzen, wenn die Bedingungen in der Natur dafür am besten sind (lange Tage, vermehrtes Proteinangebot,...). Unsere domestizierten Haushühner befinden sich als genetisch festgelegte/-gezüchtete Powerleger in einer Dauerschleife der Fortpflanzung. Deshalb müssen ihnen GANZJÄHRIG optimale Bedingungen gestellt werden. Das hat nichts mit "Unnatürlichkeit", sondern mit Verantwortung zu tun.
  • Hühner lagern einen großen Teil des Calciums, das sie für den Bau einer Eischale benötigen, in ihren Knochen ab. Diese dienen als Zwischenspeicher. Eingelagert werden kann das Calcium aber nur im Hellen! Wenn die Tage kürzer werden, wird damit auch die Möglichkeit der Einlagrung von Calcium verkürzt. Reicht das über den Tag eingespeicherte Calcium zur Eiproduktion nicht aus, müssen die Hühner ihren eigenen Speicher - die Knochen - anzapfen. Nur so kommen sie auf ihr angezüchtetes SOLL an Eiern. Dies führt bereits zeitnah zu Stress und Unwohlsein und auf Dauer zu Gewichtsabnahme, Anfälligkeit für Krankheiten und Ostheoporose. 

Ich möchte die Argumente/Fragen der Kontra-Seite noch einmal aufgreifen:

 

"Wer hatte denn zu Omas Zeiten Licht im Stall?"

Kaum eine Oma hatte wohl damals Licht im Stall. Aber die Oma hatte auch meist nur EINE Ziege (Einzelhaltung) im Stall am Strick festgebunden (heute nicht mehr erlaubt), weil die Wiese fehlte. Sie hat das Plumsklo benutzt, weil es kein fließend Wasser gab. Sie hat nur das Wohnzimmer beheizt und mit der gesamten Sippschaft darin gewohnt. Warum tat sie all diese verrückten Dinge? Weil sie für all diese Dinge keine andere Möglichkeit hatte... WIR haben aber andere Möglichkeiten.

 

"Unsere Hühner werden auch ohne Licht im Stall sehr alt!"

Ja, Kaninchen in Einzelhaltung in einer Bucht mit Pelletfütterung auch. Damit meine ich: das ist kein Maßstab.

 

Hühner, die im Winter legen müssen, haben dann ja gar keine Pause?!

Nein, nicht wirklich. Aber das haben wir Menschen ja auch nicht. Das Ei ist die "Periode" des Huhnes. Wenn eine Menschenfrau ihre Periode nicht bekommt, dann ist sie entweder schwanger, in den Wechseljahren oder es stimmt etwas Gravierendes nicht. Treffen die ersten beiden Punkte nicht zu, dann machen wir uns doch Sorgen, oder nicht? Oder denken wir uns dann "ach, wir machen einfach grade ne Pause und entspannen uns" :-)

 

Selbstverständlich können wir darüber diskutieren, ob wir die Tiere nicht zu sehr ausbeuten, wenn wir sie den Winter über legen lassen. Aber warum ist denn ein Ausbeuten im Winter nicht in Ordnung in im Sommer schon? Weil die Bedingungen besser sind? Und warum schaffen wir diese guten Bedingungen für unsere Hühner nicht auch im Winter, wenn sie doch genetisch danach schreien?

 

Nicht falsch verstehen, wir können es absolut nachvollziehen, wenn jemand seinen Tieren eine Pause gönnen möchte. Aber doch nicht unter Entzug der Grundbedürfnisse eines hochgezüchteten Lebewesens. 

Es gibt viele Geflügelarten, die weniger Eier (also 1-2 Gelege pro Jahr) legen und aus unseren Breiten kommen. Dazu zählen z. B. Stockenten.

 

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Selbstverständlich bedeutet die Verlegung von Strom im Stall einen Mehraufwandt und auch Mehrkosten. Aber die Tiere werden es euch danken. Sei es kurzfristig durch eine für die Rasse entsprechend angezüchtete Legeleistung oder durch ausbleibende Knochenbeschwerden im höheren Alter. Eine entsprechende Fütterung ist dabei aber nicht zu vernachlässigen. Seht dazu auch unter "Fütterung". 

"Was besser funktioniert kann nur der beurteilen, der beides ausprobiert hat."