Speiseei, Brutei und Brut

"Die Tiere sind glücklicher als die im Irrtum befindlichen Menschen; Sie verweilen wie ihr in der Unwissenheit, aber sie geben nicht vor, die Wahrheit zu besitzen "

Clemens von Alexandrien, eigentlich Titus Flaccius, griechisch-christlicher Relegionsphylosoph,

Leiter der berühmten Schule Alexandrien, um 150-215

1. Unterschied Speiseei und Brutei

2. Pflege/Aufbewahrung der Eier

3. Vorbereitung für die Brut

4. Die Brut

1. Unterschied Speiseei und Brutei

Brutei

Unter Brutei ist ein Vogelei zu verstehen, dass bebrütet wird bzw. bebrütet werden soll. Dazu sei vorab gesagt, dass grundsätzlich aus jedem Ei ein Küken schlüpfen kann, sofern dieses befruchtet ist.

Es sollte bei der gezielten Zucht/Brut jedoch eine Vorauswahl der Eier anhand bestimmter Kriterien getroffen werden, um dem Küken eine gute Entwicklung und einen problemlosen Schlupf zu ermöglichen.

Bei uns ist nicht jedes Ei ein Brutei. Unsere Kriterien sind:

1. das Bruteimindestgewicht der jeweiligen Rasse

2. die Farbe (rassenspezifisch) und

3. eine "kükenfreundliche" Form des Eies (nicht zu spitz, ohne Kalkringe)

4. keine Knickeier (Haarrisse)

5. eine optimale Pflege bis zur Brut (siehe unten)

 

 

Speiseei

Speiseeier hingegen sind - unabhängig von Form, Farbe und Größe - alle Eier, die unbeschadet sind. Die für die Brut und Zucht "untauglichen" Eier geben wir als Speiseeier ab. UND NEIN, diese Eier sind nicht minderwertiger :-D Sie sind eben nur nicht optimal für die Brut ;-)

2. Pflege/Aufbewahrung der Eier

Brutei

Die Eier werden (mehrmals) täglich frisch gesammelt, um z.B. Frostschäden vorzubeugen. Sie werden nicht gesäubert bzw. maximal sehr vorsichtig von groben Dreck/Staub befreit.

Die Lagerung erfolgt anschließend im kühlen Raum zwischen 12-15°C.

Die Bruteier werden bis zum Tag der Abgabe/des Versands nach Vorbild der Natur 1x/Tag per Hand über de Längstseite gewendet. Gewendet wird immer nur um ca. 180 Grad. Wir lagern nicht auf Spitze, sondern auf der Längstseite. Die Lagerung auf der Spitze kann zur Deformation der Luftblase, zum Ansenken des Eigelbs und dadurch zu späteren Schlupfproblemen kommen.

Wir sind Nichtraucher.

 

Speiseeier 

Die Eier werden täglich frisch gesammelt, grob gesäubert, um die natürliche Schutzschicht nicht zu beschädigen und mit dem Legedatum versehen.

Speiseeier sind außerhalb des Kühlschranks (bei Zimmertemperatur) mind. 3 Wochen, im Kühlschrank mind. 5 Wochen haltbar.

3. Vorbereitung für die Brut

Nach dem Versand:

  1. Die Eier vorsichtig auspacken.
  2. Für 24-48 Stunden in einem 12-15°C warmen Raum auf die Länstseite legen und alle 12 Stunden um 180° drehen.
  3. Die Eier 6-8 Stunden vor der Brut in einem Raum mit Zimmertermperatur vorwärmen, um einen Wärmeschock zu vermeiden.

 

Nach der Abholung:

Wenn der Transport nicht zu unsanft war, können Schritt 1 und 2 übersprungen werden. Die Eier also nur noch 6-8 Stunden vor der Brut in einem Raum mit Zimmertemperatur vorwärmen, um einen Wärmeschock zu vermeiden.

 

 

WICHTIG ZUM BRUTEI: Nicht aus jedem Ei schlüpft ein Küken! Allgemein gilt, dass die Bruteier, die den Versandweg antreten, eine Entwicklungsrate von 70% und eine Schlupfrate von durchschnittlich 55% haben.

Diese Zahlen können wir mit denen von uns abgegebenen Bruteiern über die letzten Jahre bestätigen. Eier ohne Postweg hatten bei uns - je nach Rasse - eine Entwicklungs- und Schlupfrate von 75-95%.

4. Die Brut

Wir brüten sowohl auf natürlichem Wege als auch über die Kunstbrut.

In beiden Fällen kann durch menschliches Zutun das Schlupfergebnis positiv beeinflusst werden.

 

Naturbrut:

Wenn sich eine Glucke gesetzt hat, ist es am besten diese noch 2-3 Tage zu beobachten, ob sie wirklich fest sitzt.

Ein Umsetzen der Henne hat sich bei uns meist als nicht sinnvoll erwiesen (im Gegenteil: so "entglucken" wir Hennen, wenn die Brut unerwünscht ist).

Wenn die Brut im Hauptstall (nebst allen anderen Hühnern) nicht umsetzbar ist, empfehlen wir, die Henne samt ihrem Nest umzusetzen (so besteht die Chance, das sie sitzen bleibt).

Wenn ihr der Henne die Eier untergeschoben habt, heißt es 1x täglich Nestkontrolle:

 

1. die Henne aus dem Nest setzen, damit ihr sicher gehen könnt, dass sie auch einmal

am Tag Futter und Wasser aufnimmt (manche Hennen "vergessen " das und verhungern),

2. die Eier auf Beschädigungen und Verschmutzungen kontrollieren. Am 7. Tag (für gute Augen auch schon am 4./5. Tag möglich) könnt ihr die Eier Schieren (mit einer Punktlampe z.B. vom Smartphone durchleuchten). Embryonen - also befruchtete Eier - sind dann deutlich zu erkennen. Unbefruchtete Eier sollten aussortiert werden.

 

Die Brut dauert 20 Tage. Am 21. Tag schlüpfen die Küken, am 22. Tag verlässt die Mutter meist das Nest. Küken, die bis dahin nicht geschlüpft sind, müssen entweder separat in einer Brutmaschine ausgebrütet oder erlöst werden (in jedem Fall sollten diese Küken nicht in die Zucht genommen werden!)

 

Kunstbrut:

Bei der Kunstbrut werden zwei #arten von Brutgeräten unterschieden:

- Motorbrüter und

- Flächenbrüter

 

Generell sollte man bei der Anschaffung nicht sparen. Wir möchten an dieser Stelle die Hersteller erwähnen, die seit Jahrzehnten Erfahrungen in der Kunstbrut sammeln konnten. Dazu zählen Heka, Bruja und deren Tochtergesellschaften.

 

Wir haben Motorbrüter (Schränke) von Heka & Hemel und Flächenbrüter von Bruja.

Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Wenn ihr aber die Parameter Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Wendung beachtet, werdet ihr mit beiden eine erfolgreiche Brut haben.

 

Wenn ihr andere Brutmaschinen habt, lest euch bitte die Anleitungen durch!

Wir garantieren bei unseren Angaben für keine Richtigkeit.

 

Temperatur:

Generell gilt, dass das Hühnerei (ebenso bei Ente und Gans) in der Mitte eine Temperatur von 37,6-37,7°C haben muss, damit es sich zeitgerecht entwickelt.

Da der Motorbrüter die Luft mit Ventilator verwirbelt, sollte in diesem die oben genannte Temperatur eingestellt werden (37,6-37,7°C).

Beim Flächenbrüter wird die Temperatur an der Eioberfläche gemessen, dh. wenn das Ei in der Mitte die oben genannte Temperatur erreichen soll, muss an der Eioberfläche eine Temperatur von zuzüglich 0,5 Grad hinzugerechnet werden (also 38,1-38,2°C).

Die meisten Herstellerangaben geben für Motorbrüter 37,8°C und für Flächenbrüter 38,3 °C(an der Eioberfläche) als Richtwert an. Wir persönlich brüten in den ersten 2 Wochen mit 37,7°C und in der letzten Woche mit 37,5-37,6°C etwas kühler, denn falls ein Thermometer nicht 100% perfekt misst, vertragen die Embryonen eine kältere Brut besser als eine zu Warme. Zudem produzieren sie im letzten Drittel der Brut schon eine deutliche Eigenwärme (vor allem während des Schlupfes! -> In der Naturbrut ist die Mutter im letzten Drittel generell nervöser als in der ersten Zeit. Sie sitzt "unruhiger", wodurch die Eier öfter (kühlere) Luft erhalten.

Gleiches gilt für Enten und Gänse (im letzten Drittel der Brut die Temperatur senken).

Diese beiden Werte von Motor- und Flächenbrüter niemals vertauschen! Wenn ihr in einem Motorbrüter mit einer Temperatur von über 38°C brütet, kann es zu Fehlstellungen kommen!

Brütet ihr in einem Flächenbrüter mit Temperaturen um die 37,6°C kann es zu einem verspäteten Schlupf und sehr schwachen, lebensunfähigen Küken führen.

Zur Unterscheidung: Ein Motorbrüter hat einen Propeller, ein Flächenbrüter nicht.

 

Luftfeuchtigkeit:

Die Luffeuchtigkeit ist ein weitere wichtiger Parameter in der Kunstbrut.

Ihm muss vor allem beim Wassergeflügel (vor allem bei Gänsen) besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Deshalb unterscheiden wir hier vorsichtshalber.

 

Hühner:

Tag 1-20 - 50-60% Luftfeuchtigkeit

In zahlreichen Anleitungen haben wir gelesen, dass die Luftfeuchtigkeit bereits am 18. Tag stark angehoben werden soll. Damit haben wir sehr schlechte Erfahrungen gesammelt, denn der Niederschlag hat sich mehrfach in der Luftblase abgesetzt, wodurch die Küken am 20. Tag (hier hängen sie in der Luftblase) am Niederschlag ertrunken sind.

Wir steigern die Luftfeuchtigkeit erst dann, wenn am Schlupftag mehr als 50% der Küken angepickt haben! Dann aber volle Lotte, so viel wie geht! ;-)

 

Enten:

Wir können nur die Erfahrungsberichte unserer Aylesbury und Flugenten teilen.

Hier müssen wir sagen, dass Enten das Anspruchloseste in der Brut sind, was wir je hatten (kein Vergleich zu Huhn, Perlhuhn oder Gans).

Wir hatten selbst bei einer absoluten Trockenbrut (Luftfeuchtigkeit wie im Wohnzimmer, ca. 30-40%) Schlupfergebnisse von über 90%. Allerdings waren die Küken etwas leichter als Küken, die bei hoher Luftfeuchtigkeit gebrütet wurden. Im Wachstum gab es aber später keine Unterschiede.

Trotzdem brüten wir inzwischen die Enten wie die Hühnereier: 50-60% in der gesamten Brut und so viel wie geht in der Schlupfphase ;-)

 

Gänse:

Diese sind ein Kapitel für sich und forderten uns schon das ein oder andere graue Haar...

Prinzipiell müssen wir sagen, dass das tägliche Baden im lauwarmen Wasser für ca. 1-2 Sek. pro Ei vorteilhaft ist. Ansonsten verfahren wir auch hier wie bei der Hühnerbrut: 50-60% (besser 60%) und so viel wie geht in der Schlupfphase wie oben beschrieben.

 

Lüften:

Tag 1-4: müsst ihr nicht lüften, könnt aber.

Ab dem 5. Tag: 1-2 Mal für ca. 10 Minuten lüften. 

Die letzten drei Tage: bitte auf das Lüften verzichten

 

Gänseeier bei jedem Lüften in lauwarmen Wasser für ca. 1-2 Sekunden Baden (siehe auch Luftfeuchtigkeit).

 

 

Wendung:

Auch die Wendung ist ein wichtiger Punkt, der nicht unerwähnt bleiben darf.

Wir wenden in unseren Motorbrütern inzwischen nur noch mit der Hand, auch wenn die Maschinen alle automatische Wendeeinrichtungen haben. Der Grund ist vor allem der, dass wir so bei jedem Wendevorgang kurz lüften, dass wir Kontakt zu den Eiern haben und dass die Eier durch die automatische Wendevorrichtung nicht zerquetscht werden (hatten wir diverse Male...).

Wir wenden 3 x täglich um 180°. Morgens vor der Arbeit (ca. 7 Uhr), nachmittags nach der Arbeit (ca. 17 Uhr) und Abends vor dem "ins Bett gehen" (ca. 23 Uhr).

Wer auf die automatische Wendeeinrichtung nicht verzichten möchte: klar, machen! :-) Aber das tägliche Lüften nicht vergessen.

Ab dem 17. Tag werden die Eier nicht mehr  gewendet (entgegen der meisten Gebrauchsanweisungen...). Grund: Wenn wir am 17. Tag noch wenden, picken die Küken die Eischale in alle Richtungen an. Wenden wir am 17. Tag nicht mehr, haben am 20. Tag 90% aller Küken oben (Richtung Decke) angepickt!

Erwähnenswert ist evtl. noch, dass wir die Eier nicht auf ein Schlupfgitter umlegen, sondern dass sie bei uns auf den Rollhorden liegen bleiben! Das hat den Grund, dass die Eier fixiert sind und nicht von den schon geschlüpften Küken durch die Gegen geschossen werden.

Die Küken, die geschlüpft sind, fallen im Motorbrüter durch die Rollhorden nach unten auf den Boden (ist nicht tief und geht gaaaanz langsam, ohne Verletzungen). Auf dem Boden des Brüters (Wasserschalen, falls vorhanden vorher mit Gitter abdecken!!!) haben die Küken Platz zum Laufen lernen. Hilfreich ist dafür ein Hand- oder Küchentuch.

Auch beim Bruja Flächenbrüter verzichten wir auf das Schlupfgitter und legen stattdessen 2 Tage vor dem Schlupf zwei Lagen Küchentücher über die Rollen. So kann sich kein Küken verfangen, kein Ei verrutschen, die Luftfeuchtigkeit stark erhöht werden und obendrein ist die Brutmaschine im Nachgang auch noch leichter zu reinigen :-)

 

Welche Brutmaschine??

Wir schwören auf alte Heka (und Hemel -> die Technik ist identisch), ohne Prozesssteuerung. Auch die vollautomatische Wendung, die unsere Maschinen zwar alle besitzen und die tadellos funktioniert, nutzen wir kaum noch. Der Grund ist vor allem der, dass durch eine manuelle Wendung Eier nicht zerdrückt werden, weil man selbst den Widerstand spürt.

Der Korpus der alten Geräte ist identisch mit denen der Neuen. Nur sind die alten in der Anschaffung und Wartung günstiger als jene mit viel Technik. Die beiden oben genannten Hersteller haben zudem einen Top Service, der selbst den unerfahrensten Neueinsteiger zu einer erfolgreichen Brut bringt, sofern er Geduld mit sich selbst hat und früh genug anfängt, die Geräte zur Probe laufen zu lassen.

Fazit: Wer bei einer namenhaften, guten Brutmaschine in der Erstanschaffung Geld sparen möchte, dem können wir die alten Brutschränke von Heka empfehlen.

Wenn ihr keinen Brutschrank möchtet, weil er euch schlichtweg zu groß ist, können wir die Flächenbrüter von Bruja empfehlen (hier allerdings mit automatischer Wendung, da die Flächenbrüter wesentlich länger brauchen die durch das Wenden verlorene Temperatur wieder einzuholen).