Was darf ein Ei kosten

"Menschen mit wenig Geld sind nicht sozial schwach, sie sind wirtschaftlich schwach. Oft sind eher die wirtschaftlich starken die sozial schwachen."

Hagen Rether, Kommidien, *1969

Wir nehmen aktuell 33,33 Cent für ein Hühnerei - bei einer Haltung von 8-18 Rassehühnern je 100-250m² Freilauf und 2-3,5m² Stallfläche. Zu teuer?

 

Dann lest mal weiter ;-)

 

Viele Eierkäufer wissen nicht, wie viel die Hühnerhaltung wirklich kostet. Ein Ei im Supermarkt gibt es bereits ab 10 Cent. Diese Preise sind nur über die Haltung großer Massen auf kleinem Raum zu verwirklichen und kaum einer ist sich bewusst, dass das auch in der Bio-Haltung der Fall ist.

Sidestep:

Fertige, Wir Da fällt mir - Xenia - die Geschichte mit den Biolandhennen hinter dem Ort Wittingen ein. Dort stand eine Ausstallung von ca. 800 Biolandhennen auf dem Plan und so wie es ist, war dieser Termin natürlich fix. Da es im Januar auch in der Moderne oft noch schneit, hatte ich natürlich das Glück, genau einen solchen Tag zu erwischen...und Frau Holle meinte es an diesem Tag sehr gut! Natürlich schüttelte sie vor alle auf der Heimfahrt sehr stark ihre Bettwäsche. So trat ich den 80km langen Rückweg also bei schönstem und fluffigstem Schnee, einer atemberaubenden Geschwindigkeit von 15km/Stunde und mit 40 Hühnern im Kofferraum an. Na zumindest war es schön warm im Auto. Wie komme ich zu 40 Hühnern? Hm...für uns waren nur 6 gedacht. Eigentlich für meine Oma, aber wie es so üblich ist, spricht sich solch eine "Rettungsaktion" schnell rum und schwuppt hatte ich noch 5 weitere Leute, die auch Biolandhennen wollten. Diese Aktion war für mich jedoch vorerst die letzte einer solchen Art - und das lang nicht am Schnee oder am Gegurre der 40 Insassen. Ich wollte unbedingt ausgestallt Biohennen, den WENN ich schon Geld für "ausgediente" Hybridhennen zahle, dann doch schließlich an die Betriebe, die die Hennen gut gehalten haben und die ich dadurch mit meinem Geld unterstüzte (also Biobetriebe).

Joa. Aber dieser Gedanke verflog ganz schnell, als ich die Hennen sah, die dor aus dem Stall gezogen wurden. Fünf Hennen kopfüber in der einen und sechs Hennen ind er anderen Hand - so stopfte der Biobauer die Hennen in die Transportkäfige. Er sagte, dass er froh sei, dass sie ein schönes neues zu Hause bekämen und weiterleben dürften. Das Ganze ging so schnell, dass ich erst auf dem Rückweg so richtig realisierte, was ich da eigentlich grad erlebt hatte. Denn so nebenbei konnte ich den ein oder anderen Blick in die Bioställe werfen. Seitedem bin ich noch glücklciher, dass wir eigene Hühner haben. Den "Landduft" aus dem Biostall konnte ich draußen, vor der Tür zum Stallinneren nur erahnen. Aber ich habe in Erinnerung, dass mir der Teilgestank der 40 Hennen auf meiner Rücksitzbank schon gereicht hat.

Auch die Anschaffungskosten wie Stall, Freilauf, Tränken, das Huhn selbst und laufende Kosten wie Futter- und Wasserkosten,  Pflichtimpfungen, Meldegebühr, Milben- und Entwurmungskuren, Stromkosten, ggf. Verluste durch Raubwild sind einzukalkulieren. Kombiniert mit einer durchschnittlichen Legeleistung von 340 Eiern in zwei Jahren bei einem Rassehuhn (180 im ersten Jahr, 160 Eier im zweiten Jahr) und einer Haltung von 15 Hühnern kommen wir auf folgende Rechnung:

 

Anschaffungskosten Huhn: 20€ (Rassehuhn aus Freilandhaltung, nicht vom Wagen)

Futter: 54,75€ (bei 125 gr/Tag und 15€/25kg hochwertigem Futter)

Impfung: 2,70 (bei 5€/12-wöchige Impfung über den Verein)*1

Meldegebühr: 1,33€ (10€/Jahr)

Wasser: 2,20€ (bei 0,3 Liter/Huhn/Tag)

Milbenmittel (biologisch): 1,33€ (bei einer Packung von 20€ für 2 Jahre)

Strom: 2€ (Licht: 20 Watt à 5 Stunden je 200 Tage/Jahr, bei 25 Cent/kWh, Tränkenwärmer: 20 Watt à 10 Stunden je 200 Tage/Jahr, bei 25 Cent/kWh)

*1 Durch Injektionsimpfung (falls möglich), können die Kosten, je nach Tierarzt, auf ca. 1-2€/Huhn/2 Jahre gesenkt werden.

Gerundet sind das 84,31€ für 2 Jahre. Umgelegt auf 340 Eier sind das dann 24,79 Cent/Ei.

 

ABER:

Nicht zu vergessen sind

- Abschreibungen für Stall und Zubehör 

- Einstreu/Stroh und Entwurmung

- Verluste durch Raubwild

-> ca. 7 Cent/Ei sollten dafür zusätzlich eingeplant werden!

 

Untersuchen durch den Tierarzt (z.B. bzgl. Wurmbefall, Salmonellen,...), die alle viertel Jahr durchgeführt werden sollten, um Pauschalbehandlungen auf Verdacht zu vermeiden, kosten pro Untersuchung ca. 20-25€!

 

Nimmt man es ganz genau, und jetzt kommt der BWLer in Xenia durch, müssten noch Kosten für die Nutzflächen angesetzen werden. Zumindest ist dieser Aspekt wichtig, wenn Hühner im größeren Stil gehalten werden sollen. Denn: die Fläche wird abgenutzt und würden keine Hühner oder andere Tiere darauf gehalten werden, so könnte man diese Fläche verpachten!

 

Gänzlich vernachässigt werden in der Rechnung sämliche Spritkosten für Fahrten zur Erhaltung der Hühnerhaltung aber natürlich auch der zeitliche Arbeitsaufwand (Futter kaufen und ggf. mischen, Füttern, Tränken, Ställe säubern, Beobachtung der Tiere auf Krankheitserscheinungen,...). Letzteres sollte aber dann nicht gerechnet werden, wenn es sich um eine Hobbyhaltung handelt.

 

Fazit:

30 -35 Cent/Ei ist also eine durchaus realistischer Preis, welcher in aller Regel grad einmal die Selbstkosten deckt!