Ei nicht gleich Ei

"Jedes Tier und jeder Mensch hat eine Geschichte, die es Wert ist, erzählt zu werden. Manche sind Zeit ihres Lebens immer im Schatten und treten nie ans Licht und manche wachsen auf der Sonnenseite des Lebens auf . Wer die Augen öffnet sieht beide."

Anja Griesand, Tierschützerin und Buchautorin, *1966

Ei nicht gleich Ei! Das gilt nicht nur für Eier aus dem Supermarkt, sondern auch für Eier aus privaten Herkünften oder ländlicher Bauernhofhaltung.

Wir greifen hier Themen auf, die einen klienen aber feinen Unterschied in der Legehennenhaltung ausmachen.

Künstliche Farbstoffe

Fertige, im Futtermittelhandel vorgemischte Futtermittel wie Legemehr und Legekorn enthalten natürliche und synthetische Farbstoffe, durch deren Fütterung das Eigelb im Ei in ein sattes Orange gefärbt wird.

Die Färbung des Eigelbes lässt deshalb schon lange keine Aussage mehr bzgl. der Grünfütterung von Legehennen zu und stammt noch aus Omas Zeiten!

Bei der industriellen Biolegehennenhaltung ist dieser Zusatz übrigens verboten. Deshalb ist das Eigelb von Industrie-Bio-Eiern in der Regel auch gelb und nicht orange wie bei der Freilandhaltung! Bei ausreichender Grünfütterung wären auch auch die Eigelbe der Industrie-Bio-Eier orange.

Die Nachfrage nach der Bezugsquelle der Futtermittel ist deshalb auch der Privathaltung interessant.

Omega 3 und Omega 6

Fertige, Hier einmal ein kurzes Zitat aus einem interessanten Artikel*, der zum Nachdenken anregt:

"Was den Gesamtgehalt an Omega-3-Fettsäuren pro Ei im Bericht von Dr. Simopoulos betrifft, so enthielten die Eier der freilaufenden Hühner 300mg Omega-3-Fettsäuren pro Ei, die "Supermarkt-Eier" aber nur bescheidene 30mg Omega-3-Fettsäuren pro Ei.

Die Eier von den Freilaufenden Hühnern hatten "damit" ein Omega-6/Omega-3-Verhältnis von 1,3 zu 1 - die "Supermarkt-Eier" hingegen ein schreckliches Omega-6/Omega-3-Verhältnis von 19,4 zu 1." 

* http://www.flacherbauch.com/omega3-eier.html

 

Ein ausgewogeneres Futter, ein grüner Freilauf, viel Platz zum Scharren und Insektenfangen sind dafür eine Voraussetzung.

Grüner Freilauf

Je mehr Platz/Henne gegeben ist, desto eher bleibt die Fläche grün und desto ausgewogener ist die Ernährung der Henne durch frisches Grünfutter. In der Regel sind 15-20m²/Henne für den Erhalt einer gesunden Grasnarbe erforderlich. Das sind 4-5 mal so viel wie in der industriellen Biohaltung.

Biofuttermittel? Regionale Futtermittel?

Zuverlässige und artgerechte* Futtermittelquellen biologischer und zugleich regionaler Herkunft sind in unmittelbarer Umgebung selten erhältlich. Alternativen sind dann konventionell angebaute Produkte aus der unmittelbaren Region oder Biofuttermittel aus dem Handel. Letztere sind in der Regel nicht regional, sondern stammen aus der EU. Hierin liegt der stetige Konflikt: Was ist besser? Konventionell & regional oder biologisch/dynamisch & aus der EU?

*ausgewogene Futtermischung mit ausreichend Proteinen -> siehe auch Fütterung Hühner

 

 

Anzahl Hühner

Eine Henne kann sich maximal 30 Artgenossen merken. Große Hennen-Herden sorgen bei den Tieren deshalb für Stress, weil der Rangordnungskampf durch stetig unbekannte Gesichter immer wieder erneut durchgeführt wird. Die Gruppengröße sollte deshalb 30 Hennen/Stall nicht überscheiten, um eine gefestigte Rangordnung zu unterstüzten und damit Stress und Verletzungen zu vermeiden.

Welche Legehennen?

Zuverlässige Unterschieden wird zwischen Hochleistungshybriden und Rassehühnern. Hybridhennen werden von sog. Zuchtanstalten von bis zu 60.000 Tieren/Stall in Bodenhaltung aufgezogen und legen ihr erstes Ei mit ca. 19-20 Wochen. Ihre Legeleistung beträgt 280-330 Eier/1. Jahr/Henne. Die Bruderhähne der Hochleistungshybriden sind überflüssig und werden vergast oder geschreddert. Die Hennen werden über Großhändler an industrielle Betriebe oder Privathalter (Wagenverkauf) vertrieben.

Rassehühner werden fast ausschließlich im privaten Bereich gezüchtet und aufgezogen und legen ihr erstes Ei zwischen der 18. und 30. Lebenswoche. Ihre Legeleistung beträgt, je nach Rasse, 100-240 Eier/1. Jahr/Henne. Die Hähne werden in privater Hobbyzucht in aller Regel mit aufgezogen (hier kann jeder vor Ort nachfragen).

Der Hobbyhalter macht sich durch die eigene Zucht damit unabhängig von der Industrie und ihren Maßstäben.

 

 

Daten zu Fakten zu den Haltungsformen von Legehennen in Deutschland

Kleingruppenhaltung

Die Stallfläche/Henne sind hier lediglich 0,08m². Die Gruppengröße beträgt 20- max. 60 Tiere. Damit steht einer Gruppe von 50 Tieren eine Fläche von 4m² zu, was der Größe eines Ehebettes (2 x 2m) entspricht. die Tiere haben keinen Zugang zu einem Freilauf.

Konventionelle (genmanipulierte) Futtermittel mit Farbstoffen für ein attraktives, oranges Eigelb sind zulässig. Die Behandlung mit Antibiotika ist zulässig.

 

Bodenhaltung

In der Bodenhaltung dürfen bis zu 9 Hennen/m² Stallfläche gehalten werden. Auf der Größe eines Doppelbettes (2 x 2m) tummeln sich somit bis zu 36 Hennen. Bei entsprechende Anordnung der Haltungseinrichtung auf mehreren Ebenen dürfen es auch bis zu 18 Hennen/m² sein (entspricht 72 Hennen/Doppelstockbett). Die Böden sind überwiegend mit Gittern ausgelegt, um den Großteil des Kots in großen Tanks unterhalb der Gitter aufzufangen. Den Tieren steht kein Freilauf zur Verfügung. Bis zu 6.000 Hennen leben zusammen in einer Halle.

Konventionelle (genmanipulierte) Futtermittel mit Farbstoffen für ein attraktives, oranges Eigelb sind zulässig. Die Behandlung mit Antibiotika ist zulässig.

 

Freilandhaltung

In der Freilandhaltung dürfen bis zu 9 Hennen/m² gehalten werden. Auf der Größe eines Doppelbettes (2 x 2m) tummeln sich somit 36 Hennen. Die Böden sind überwiegend mit Gittern ausgelegt, um den Großteil des Kots in großen Tanks unterhalb der Gitter aufzufangen. Zusätzlich haben die Hennen tagsüber einen uneingeschränkten Zugang von 4m²/Huhn. Die Freiläufe sind durch den hohen Besatz starkem Keimdruck (durch Wetterbedingungen) ausgesetzt. Bis zu 6.000 Hennen leben zusammen in einer Halle.

Konventionelle (genmanipulierte) Futtermittel mit Farbstoffen für ein attraktives, oranges Eigelb sind zulässig. Die Behandlung mit Antibiotika ist zulässig.

Freilandeier sind auch dann Freilandeier, wenn die Hennen bis zu 12 Wochen ohne Zugang zum Freilauf gehalten werden (Einschränkungen durch z.B. Baumaßnahmen, Stallpflicht oder ähnliches).

 

Biohaltung

In der Biohaltung dürfen bis zu 6 Hennen/m² gehalten werden. Auf der Größe eines Doppelbettes (2 x 2m) tummerln sich somit bis zu 24 Hennen. Die Böden sind überwiegend mit Gittern ausgelegt, um den Großteil des Kots in großen TAnks unterhalb der Gitter aufzufangen. Zusätzlich haben die Hennen tagsüber einen uneingeschränkten Zugang von 4m²/Huhn. Der Landwirt darf zudem nicht mehr als 230 Hennen/ 1 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche halten. Eine Henne gilt auch dann als Bio-Henne, wenn sie mind. die Hälfte ihres Lebens einen Zugang zu 4m² Freilandfläche hatte. Die Freiläufe sind durch den hohen Besatz starkem Keimdruck (durch Wetterbedingungen und Kot) ausgesetzt. Bis zu 3.000 Hennen leben zusammen in einer Halle. Konventionelle (genmanipulierte) Futtermittel mit Farbstoffen für ein attraktives, oranges Eigelb sind NICHT zulässig. Die Behandlung mit Naturheilmitteln und homöopathischen Arzneien wird bevorzugt.

Bioeier sind auch dann Bioeier, wenn die Hennen ohne Zugang zum Freilauf gehalten werden (z.B. durch Baumaßnahmen, Stallpflicht oder ähnliches). Die Begründung liegt darun, dass "biologisch" nicht "freilaufend" bedeutet sondern "nachhaltig". Die Nachhaltigkeit wird in dieser Haltungsform mit der Fütterung und einer möglichst medikamentenfreien Haltung begründet.

Quellen:

Randinformationen

Legeleistung einer Industriehenne 2017: 315-330 Eier/1. Legejahr

Legeleistung einer Industriehenne 1970: 250 Eier/1. Legejahr

Lebenserwartung eines Huhnes: 14 Jahre

Lebenserwartung einer Industriehenne: 15 Monate (mit 200 Eiern/2. Legejahr nicht mehr rentabel)

Futterbedarf einer Industriehenne: 125 Gramm/Tag

Davon wird wieder ausgeschieden: 90 Gramm/Tag/Tier

-> Erinnerung: Bodenhaltung 9 Hennen/1 Quadratmeter